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sid-lesung-texte-ES-3 aus einem Interview mit Edward Snowden im »Guardian«, Juli 2014

"Immer wieder ist von der »nationalen Sicherheit« die Rede. Wenn der Staat jedoch auf breiter Basis anfängt, Gespräche zu belauschen und Nachrichten abzufangen, jegliche Kommunikation kontrolliert, ohne jede Garantie, ohne jeden Verdacht, ohne jegliches Rechtsmittel oder den Nachweis eines möglichen Grundes, dann muss man sich fragen, ob es wirklich um den Schutz der nationalen Sicherheit geht oder um den Schutz der Staatssicherheit. Ich hatte zunehmend das Gefühl – und dies wurde potenziell von immer mehr Menschen ähnlich erlebt – dass hier ein System als Behörde für nationale Sicherheit bezeichnet wird, das nicht das öffentliche Interesse vertritt, sondern zunehmend die Interessen der staatlichen Sicherheit schützt und fördert. Und die Vorstellung, dass eine westliche Demokratie Behörden der Staatssicherheit hat, ja die Formulierung selbst – »Büro für Staatssicherheit« – lässt mich schaudern. Wenn wir an die Nation denken, dann denken wir an unser Land und unsere Heimat. Wir denken an die Menschen, die in diesem Land  leben, und an die Werte, für die es steht. Der Staat ist dagegen eine Institution. Der Unterschied besteht darin, dass die Institution, um die es hier geht, so mächtig geworden ist, dass sie sich neue Rechte herausnimmt, ohne dass das Land oder die Öffentlichkeit oder auch die gewählten Vertreter des Volkes und die Gerichte einbezogen würden. Das macht Angst – mir jedenfalls."