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bibliotheksforschung
Forschungsvorhaben Bibliotheken und digitaler Wandel
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Thesen und Hypothesen:
Forschungsfragen
Forschungsgegenstand: Feststellung: bisher beziehen sich die Fragen fast ausschliesslich auf Öffentliche Bibliotheken. Ich finde das berechtigt und sinnvoll. Ich gehe also davon aus, dass sich das angestrebte Forschungsvorhaben auf ÖBs konzentrieren soll.
Warum nicht auch Universitätsbibliotheken?
Digitaler Wandel ist eventuell zu kurz gefasst. Entwicklungen im Bereich des Bibliotheksraums und bei analogen Dienstleistungen, die gesellschaftlichen Entwicklungen sind ebenfalls wichtig.
Mein Anliegen: wir untersuchen den IST-Zustand, den aktuellen Stand. Aussagen über die Zukunft würde ich nicht in die Forschungsfragen aufnehmen. Man kann sicher bestimmte Thesen formulieren, aber sie sollten sich auf die überprüfbare aktuelle Situation beziehen.
Wie begegnen Bibliotheken dem digitalen Wandel?
- Wo stehen Schweizer/Deutsche/Österreichische Bibliotheken im internationalen Vergleich? Wodurch lassen sich die Unterschiede erklären?
- Wo stehen Bibliotheken im Vergleich zu anderen Typen von Gedächtnisinstitutionen?
- Wer sind die Gewinner bzw. Verlierer der aktuellen Veränderungsprozesse?
Wo stehen Bibliotheken angesichts sich verändernder Nutzeranforderungen und einem sich dynamisch entwickelnden Umfeld?
Welche Massnahmen treffen Bibliotheken, um sich diesen Veränderungen anzupassen oder sie gar zu antizipieren?
- Welche Faktoren wirken als Katalysator und welche als "Lehmschicht"?
- Welche Möglichkeiten werden genutzt, um sich neue Fertigkeiten und Pratiken anzueignen? Wie gut funktioniert die Vermittlung von neuem Wissen und Know-how aus Sicht der Schweizer Bibliotheken? Wie kann sie verbessert werden?
Wie sieht der Medienwandel in den einzelnen Bibliotheken aus?
- Wie entwickelt sich die Nutzung verschiedener Medientypen (Buch, Zeitschrift, Zeitung, CD, DVD, Hörbücher etc.)?
Weshalb nehmen Ausleih- und Besucherzahlen in bestimmten Bibliotheken zu und in anderen ab?
- Wie kann man das sinnvoll messen? Welche Daten liefert die Bibliotheksstatistik? Welche müssen zusätzlich erhoben werden?
Welche Strategien werden verfolgt, welche sind erfolgreich?
- Welche Bibliotheken haben Strategien entwickelt, veröffentlicht? Wann? Welches sind die Schwerpunkte der strategischen Entwicklung?
Welche neuen Aufgabengebiete haben sich Bibliotheken erschlossen?
- Analog zum Projekt Innovationsmonitor der HTW Chur: Welche Geschäftsfelder/Aufgabengebiete stehen im Fokus? Welche Dienstleistungen werden in den einzelnen Geschäftsfeldern erbracht? Welche sind neu (1, 2, 3 Jahre alt)? Welche sind originell/einzigartig?
Welche Dienstleistungen bieten Bibliotheken an, und wie werden sie von den NutzerInnen beansprucht?
- Woher 'wissen' Bibliotheken, was die Nutzerinnen und Nutzer brauchen und wünschen?
- Wie beziehen Bibliotheken NutzerInnen mit ein? Wie hoch ist der Grad der Partizipation?
Welche Veränderungen gibt es intern?
- Welche Veränderungen gibt es im Bereich des Personals (z.B. veränderte Anforderungen an Stellen)? Welche Folgen ergeben sich daraus?
- Wie wird welches Personal mit welchen Anforderungen rekrutiert? Wie erfolgt Weiter-/Fortbildung?
Wie werden Veränderungen intern/extern begleitet/kommuniziert?
Welche Kooperationen gibt es
Warum kooperieren Bibliotheken so selten? (Anmerkung RM: kann man so nicht als Forschungsfrage formulieren)
- Warum wird in Öffentlichen Bibliotheken so wenig konsortial von unterschiedlichen Anbietern erworben?
- -> Kommunale Träger, daher keine Organisation in größeren Gemeinschaften. Diese Frage ist überflüssig. Keinesfalls. Es gibt ja Beispiele: Munzinger und Onleihe werden über dafür gebildete Verbünde (=konsortial) bezogen. Auch über die DigiBib des hbz beziehen ÖB kostenpflichtige Angebote ebenfalls konsortial. Ich würde offener formulieren: Welche Formen von Kooperationen Öffentlicher Bibliotheken gibt es? (+1)
- Gibt es Abhängigkeiten von Bibliothekstyp/Grösse/Region?
hat sich die klassische Bibliothekstypologie verändert bzw. existiert sie in der bestehenden Form noch (Funktionsstufen)?
– was ist dieser “digitale Wandel” überhaupt und wie verändert er das Leben in kleinen und größeren Gemeinden, in Großstädten etc.?
– sprechen wir noch über Bibliotheken oder benötigen wir eine neue Bildungs- und/oder Kultureinrichtung –> welche Strategien gibt es, bestehende Institutionen in neue Institutionen zu entwickeln?
– Welche funktionalen Aspekte der "Bibliothek" werden in Zukunft in welcher Form erhalten bleiben? Und welche Umnutzungsstrategien gibt es für den Rest? (die "Dampfzentrale" ist hierfür ein gutes Sinnbild [https://de.wikipedia.org/wiki/Dampfzentrale_Bern])
Werden Innovationen vor allem in großen Bibliotheken gefördert, bleiben kleinere Einrichtungen auf der Strecke?
Kann jede Bibliothek innovativ sein? Welche Charakteristika einer Bibliothek begünstigen Innovation?
Welches sind bedeutende Innovationen, die im Laufe der kommenden 10 Jahren unter Bibliotheken grosse Verbreitung finden werden?
Welche Rolle spielen Personalknappheit, mangelnde Fortbildung, mangelnder Etat?
Helfen MOOCs / internetbasierte Fernlehrgänge, Fortbildung für alle zu gewährleisten?
Wird Innovation vom Arbeitgeber belohnt oder behindert? Neutraler und offener formuliert: welches sind hemmende und welches sind fördernde Faktoren für Innovation? (+1)
- Welche zusätzlichen Hemmnisse für den Wandel gibt es, z.B. Sicherheitsvorkehrungen, besondere Zugangserfordernisse?
Dürfen Bibliotheken mit Innovativen scheitern (und das auch öffentlich zugeben?)
Wie könnte Gesetzgebung Innovation fördern?
- Gibt es signifikante Entwicklungsunterschiede bei Bibliotheken, insbesondere ÖBs, in (Bundes-)Ländern mit und ohne Bibliotheksgesetz?
Welche Bezüge bestehen zu Veränderungsprozessen innerhalb der öffentlichen Verwaltung (Stichworte: Open Government, nationale Dateninfrastruktur)? Wie steht es um die Vernetzung mit Akteuren ausserhalb der Bibliotheks-Community?
Welche Rolle spielen die großen Player und Quasi-Monopolisten im Hinblick auf Angebot und Service von Bibliotheken?
- Inwieweit beinflusst deren marktbeherrschende Rolle die Handlungsfähigkeit und die Ausrichtung der Bibliotheken?
Wie können Dienstleistungen für Wissensarbeit (Bibliothek als Lernort, Wissensort, Arbeitsort) angemessen bewertet und evaluiert werden? (wobei gerade die Bibliothek als "Ort" in der vernetzten Online-Welt vermehrt entfallen dürfte (Vermutung - diese These ist für die Zukunft kaum zu prüfen, aber in der Entwicklung der letzten Jahre ev. zu widerlegen (oder zu bestätigen)); d.h. Bibliotheken als Wissens-Vermittlerinnen in einer Online-Welt an diversen Orten, die durch die jeweiligen Anbieter von Online-Diensten und den jeweiligen Communities geprägt werden)
Es gibt nicht nur physische und digitale Medien, sondern auch physische und digitale Wissensorte. Wie könnte ein skalierbares Modell der Wissensarbeit aussehen, das die unbestreitbaren Vorteile einer intensiven Teamarbeit vor Ort mit den ebenso unbestreitbaren Vorteilen virtueller Kooperation bruchlos verbindet, sodass sich auch Konzepte einer hybriden Bibliothek mit Leben füllen? (wobei dies zurück zur oben gennannten Frage führt: was ist daran denn eigentlich noch "Bibliothek"?)
Methoden:
Online-Umfrage (mit Lime Survey) bei allen Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken in der Schweiz (alle Sprachregionen), Deutschland und Österreich (Einwand: Mit der Eigensicht der Verantwortlichen wird womöglich eher ihr Wunschdenken abgebildet)
Statistische Analyse (Bibliotheksstatistiken)
(Sekundär-)Auswertung des OpenGLAM Benchmark Survey (http://survey.openglam.ch), insbesondere auch, was den internationalen Vergleich anbelangt (die Befragung bezieht sich allerdings nur auf Gedächtnisinstitutionen, d.h. Bibliotheken ohne Sammlungen, für deneren Langzeiterhalt sie zuständig sind, wurden nicht erfasst.)
Sammlung von Beispielen auf einer Webplattform (bitte auch von gescheiterten Vorhaben...)
Ethnologische Methoden (Walking in Customers Shoes, Interviews, Beobachtung etc.)
Analyse von Dienstleistungen und Geschäftsfeldern, wie sie im Forschungsprojekt Innovationsmonitor (http://ruedimumenthaler.ch/2016/03/07/wie-funktioniert-innovation-in-bibliotheken/) entwickelt wurde. Anpassung für ÖBs. Use Cases!
Forschungspartner
Ich bin, bzw. meine Institution ist an einer Mitwirkung interessiert:
- Beat Estermann (beat.estermann@bfh.ch)
- Cornelia Vonhoff (HdM Stuttgart)
- Rudolf Mumenthaler (HTW Chur)
Crowdsourcing: Freiwillige erheben Daten nach gemeinsam entwickelten Vorgaben in einzelnen Bibliotheken. Koordination durch institutionelle Forschungspartner.
Sponsoren/Finanzpartner/Auftraggeber:
DBV und BIS haben ihr Interesse ausgesprochen und würden bei der Suche nach Finanzierung behilflich sein